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Erinnerungen – Schulferien 1946

03. Mai 2012, von «Kurt Tomaschewski»

Im Januar 1945 flüchtete meine Mutter mit meinem fünf Monate alten Bruder und mir aus Königsberg/Ostpreußen. Nach einer dreieinhalb Monate dauernden Flucht über Stettin, Pasewalk und Ueckermünde in Pommern kamen wir am 07. Mai 1945 in Flensburg an und wohnten bis 1952 im Flüchtlingslager in Flensburg.

Wer erkennt sich wieder?Wer erkennt sich wieder?

 

Im Frühjahr ´46 traf meine Mutter die Mutter eines Klassenkameraden, mit dem ich in Königsberg 1942 eingeschult wurde. Sie wohnte mit ihrem Sohn nach der Flucht auf einem Bauernhof in oder bei Wanderup. Durch dieses Wiedersehen bekam ich die Möglichkeit, die Schulferien auf eben diesem Hof zu verbringen. Die Bauernfamilie nahm mich wie ihr eigenes Kind auf, was nicht selbstverständlich war in dieser Zeit, denn Flüchtlinge waren in der einheimischen Bevölkerung nicht immer gerne gesehen.


Ich fühlte mich auf dem Hof und bei der Familie gleich sehr wohl. Zur Familie gehörten zwei Kinder, ein Mädchen und ein Junge, beide etwa in meinem Alter. Die Erlebnisse auf dem Hof und mit der Familie habe ich, heute 75 Jahre alt, nicht vergessen. Wir Kinder stromerten über die wiesen und über die Felder und auch im Stall gab es immer was zu erleben. Ein besonderes Erlebnis hatte ich mit kleinen Tieren. Im Garten am Haus standen Bienenkörbe. Der Bauer fragte, ob ich sie mir mal aus der Nähe ansehen möchte. Ich war skeptisch, ging aber mit. Er brachte mir bei, mich richtig und vor allem ruhig zu verhalten, wenn sich Bienen auf meine Hände, Arme oder Gesicht setzten. Ich wurde auch nicht gestochen.

Aber eines Tages kam es anders. Ich wurde von einer Biene im Gesicht gestochen. Erschrocken wollte ich sie vom Gesicht wischen. Durch die wohl heftige Bewegung gerieten einige Bienen in Aufregung und stachen mich. Es wurden immer mehr Stiche, vor allem im Gesicht. Ich wurde so zerstochen, dass meine Augenlider völlig zu schwollen und ich nichts mehr sehen konnte. Ich konnte die Augenlieder nur öffnen, wenn ich sie mit den Fingern auseinander schob.

Nach einigen Tagen kam es noch dicker. Es begann mit Hautjucken zwischen den Fingern und breitete sich nach und nach über meinen ganzen Körper aus. Der Hausarzt der Familie diagnostizierte, ich hätte Krätze. Er verschrieb eine unangenehm riechende Salbe. Trotz großer Ansteckungsgefahr rieb mich die Bauersfrau mehrere Tage mit der Salbe ein. Da keine Besserung eintrat und inzwischen mein ganzer Körper von Krätze befallen war, kam ich in Flensburg auf die Kinderstation ins Krankenhaus. Die schönen Ferien auf dem Bauernhof fanden so ein abruptes Ende.
Ich habe den Namen der Bauernfamilie und die Vornamen ihrer Kinder und die Lage des Hofes nicht mehr in Erinnerung.

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